#ichbinnin

Die Proben zur MÄNNERSPIELERIN haben begonnen. Wie immer geht das Theaterkollektiv PortFolio Inc. bei seinen dokumentarischen Theaterabenden von einem Thema oder einer Fragestellung aus, begibt sich in eine bis in die finalen Proben nicht endende Recherche und entwickelt aus dem – meist unübersichtlichen, auf jeden Fall unerschöpflichen – Materialpool Szenen, die – miteinander verknüpft – das gewählte Thema abwechslungsreich und unterhaltsam beleuchten.

Ausgangsbasis für DIE MÄNNERSPIELERIN sind die autobiografischen Schriften Anais Nins (1903 – 1977). Die Autorin und skandalumwitterte Muse großer Männer (u.a. von Henry Miller und Otto Rank) ist heute, wenn überhaupt noch, vor allem durch ihre Tagebücher bekannt, die sie sukzessive seit den 1960er Jahren veröffentlichte. Durch die Lektüre der Tagebücher wird deutlich, wie stark Nins literarisches Schaffen autobiografisch geprägt ist: Mit ihren Romanen und Erzählungen, mit ihrer wilden Poesie machte sie ihr Leben bereits öffentlich, mit der Herausgabe der Tagebücher begann die Selbstverewigung.

Wir gehen von der These aus, dass Anais Nin, würde sie heute leben, eine der ersten und aktivsten Bloggerinnen überhaupt wäre. Die Möglichkeiten der Selbstinszenierung, die das Internet mit seinen sozialen Netzwerken bietet, sind unbegrenzt. Diese Entgrenzung, die Selfiekultur in Bild und Wort, die zwangsläufig zwanghaft ist, spiegelt sich in Nins besessener Art zu schreiben ebenso wie in ihren Texten. Ihre Tagebucheinträge, ihre autobiografischen Erzählungen lassen sich gleichsetzen mit dem Leben, das so viele von uns auf Facebook, Tumblr, Twitter oder Instagram – selbstkuratiert und zum Teil exzessiv – mit anderen teilen.

Da es bei dem Themenkomplex so nahe liegt, wollen wir die wesentlichen Inhalte der Inszenierung – Selbstinszenierung, Autobiografie, Künstlertum, Befindlichkeit, Psychologie, Soziologie, Identität – nicht nur im analogen Theaterraum verhandeln.
Wie bereits im letzten Blogpost VERSUCHSANORDNUNG ZUR SELBSTVEREWIGUNG angekündigt: Unser Ziel ist es, das Theater ins Netz zu holen und das Netz ins Theater zu bringen. Einerseits möchten wir unsere Fragen zu dem Thema auch über den Abend hinweg greifbar machen, in dem wir sie an Euch weitergeben; andererseits möchten wir Eure Antworten auf unsere Fragen und die Ergebnisse Eurer Auseinandersetzung mit Anais Nin, zu der wir Euch ermuntern wollen, in den analogen Theaterabend einfließen lassen.

Wie soll das nun aber funktionieren?

Im Grunde ist unsere Idee eine Mischung aus diversen künstlerisch-kreativen Mitmachaktionen: #IchbinNin ist ein bisschen Blogparade, ein bisschen Orbanism-Festival („Jede*r ist ein*e Künstler*in und ein*e Remixer*in.“), ein bisschen Instagram-Challenge.
Wir haben Euch hier einige Fragen, Anais-Nin-Portraits und Anais-Nin-Zitate zusammengestellt; darüber hinaus findet Ihr auf unserem Tumblr-Blog einen stetig wachsenden Materialpool, aus dem Ihr schöpfen könnt.
Die Fragen, Fotos und Zitate sollen Anreiz sein, sich mit Anais Nin als Kultfigur und Prophetin sozialer Netzwerke (sie träumte von einem café in space) auseinanderzusetzen und/oder die heutigen Möglichkeiten von Selbstdarstellung spielerisch auszuloten oder auch kritisch zu hinterfragen. Eure Ergebnisse (kurze Texte, Tweets, Twitterlyrik, Fotos (in denen ihr Anais-Nin-Portraits nachstellt zum Beispiel), Collagen, Memes, GIFs, Vines, Sounds o.ä.) teilt Ihr bitte unter dem Hashtag #IchbinNin auf Facebook, Twitter, Instagram & Co. und wir werden sie – soweit es sich anbietet – in die Inszenierung einflechten, auf unserem Tumblr-Blog einbinden (der ja auch so etwas wie unser digitales Programmheft ist) und/oder in den sozialen Netzwerken teilen.

Unter allen Teilnehmer_innen verlosen wir fünfmal zwei Freikarten zu einer Vorstellung von DIE MÄNNERSPIELERIN im Theater unterm Dach in Berlin.
Premiere wird am 25. Februar 2016 sein, gespielt wird zwei bis viermal im Monat mindestens bis zur Sommerpause.

Und hier ist nun für Euch unser Materialpool an Fragen, Portraitfotos und Zitaten (im Internet findet Ihr noch viel mehr, auch daraus könnt Ihr natürlich schöpfen)*:

*Hierzu ein Hinweis: Die Rechte der Anais-Nin-Fotos liegen bei den Fotograf_innen bzw. Ihren Erben, sie werden hundertfach geteilt im Netz, so dass die Verwendung offensichtlich geduldet wird. Nichtsdestotrotz bewege ich mich mit der unten gezeigten Galerie wissentlich in einer Grauzone. Solltet Ihr Fotos bearbeiten oder einbetten wollen, denkt bitte an diesen Hinweis. Die Fotos nachzustellen oder zu interpretieren ist hingegen überhaupt kein Problem. 

  • Was hat Anais Nin mir mir zu tun?
  • Wieviel aus meinem Leben erzähle ich in den sozialen Netzwerken und warum?
  • Welcher Zusammenhang besteht zwischen Selbstinszenierung und Selbstanalyse?
  • Wie viel Kraft kostet es, das Innere nach außen zu kehren, sich selbst bloß zu stellen?
  • Wie viel Kraft kostet es heutzutage, dies eben nicht zu tun?
  • Kuratiere ich mein Ich?
  • Wo ist die Grenze zwischen Persönlichem und Privatem?
  • Welchen Regeln folgt die permanente Selbstinszenierung?
  • An welche Grenzen stößt sie?
  • Was hat das alles mit den Rollen zu tun, die Mann und Frau zugewiesen werden und mit dem Wunsch danach, diese Rollenbilder aufzulösen?
  • Was bedeutet es, andere Rollen einzunehmen, Rollen, die man sich freiwillig aussucht?
  • Möchtest Du Dich selbstverewigen?
  • Warum machst Du Selfies? Warum stellst Du sie ins Netz?

(Fragen werden ggf. ergänzt)

Wir sind sehr gespannt auf Eure Ergebnisse und hoffen auf eine rege, lustvolle Teilnahme.

// (ml)

6 Antworten zu “#ichbinnin

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