Einmal im Monat schwirrt der Hashtag #12von12 nicht nur durch meine Twitter-Timeline. Ich bin im Frühjahr darauf aufmerksam geworden und finde die Aktion – wie viele seriellen Formate in der virtuellen sozialen Netzwelt – eigentlich ganz unterhaltsam. Am 12. eines Monats teilt man 12 Fotos und mit diesen die Erlebnisse oder auch Nicht-Erlebnisse seines Tages. Auf diese Weise gibt man Einblicke in seinen spektakulären oder auch wenig(er) aufregenden Alltag; also im Grunde ist es wie immer bei Twitter: Jeder, der dort regelmäßig vorbeischaut und zumindest einer Handvoll Accounts folgt, wird mit interessanten Informationen versorgt, aber oft und ungefragt auch mit herrlichen, leckeren, und/oder manchmal nervigen Belanglosigkeiten konfrontiert. Bei #12von12 passiert dies alles gebündelt – Alltagsaufwertung mit Konzept quasi. Wibke Ladwig hat das Fotoprojekt, das im Blog Draußen nur Kännchen behütet wird, bereits kurz analysiert, und wertet es als gute Fingerübung für einen selbst, um auszuprobieren, wie man das, was man über die Erlebnisse eines Tages erzählen möchte, in Bildern festhalten kann.
Ich selber habe drüben, auf meinem Blogspotblog ab und an schon mitgemacht, vor allem, um ihn nicht ganz einschlafen zu lassen, weil vieles von dem, über das ich berichten will, dann doch eher hierher gehört.
Gestern war es wieder soweit, und ich wusste, ich bekomme 12 Fotos zusammen. Um den Tagesablauf zu dokumentieren, muss man ja im Abstand von 60 bis 90 Minuten ein Foto machen. Es ist es gar nicht so leicht, genug Abwechslungsreiches oder überhaupt abwechslungsreich erzählen zu können, wenn man z.B. acht Stunden an einem Schreibtisch sitzt und auf einen Bildschirm starrt, keine Kinder oder Haustiere hat oder nicht gerade im Urlaub ist. Nun habe ich weder Kinder noch Haustiere noch Urlaub, aber immerhin auch keinen Bürojob, so dass es manchmal dann doch passiert, dass der 12. eines Monats – ohne selbstkuratorischen Aufwand – vielleicht ein bisschen mehr Erzählwert hat als andere Tage. Gestern war so ein Tag. Und da ich mit vielen meiner momentanen Kulturfritzen-Aktivitäten beschäftigt war, landet das Dutzend Fotos dieses Mal ausnahmsweise nicht auf dem verwaisenden Blogspotblog, sondern hier.
Jeder Morgen beginnt eigentlich gleich. Ich poste den kurz vor dem Schlafengehen präparierten #Berlinfakt und warte auf erste Reaktionen (die zum Glück meist nicht lange auf sich warten lassen, außer sonntags, da suche ich immer noch nach dem optimalen Twitterzeitpunkt), während ich – mindestens zwei Espressi trinkend – ein bisschen Twitter- und Facebook-Schau mache. Das ist meist so gegen acht. Manchmal aber auch erst nach neun.
Gestern musste ich dann den Finanzplan für meine aktuelle Theaterproduktion überarbeiten. Nach der Förderzusage vom Bezirksamt Pankow sind die Gelder für 2016 nun freigegeben, und wir können weiter an der MÄNNERSPIELERIN arbeiten.
DIE MÄNNERSPIELERIN soll durch eine Social-Media-Kampagne begleitet werden. Einige Ideen werden schon umgesetzt, unser Tumblr füllt sich beispielsweise nahezu täglich, der Blogpost zum Mitmachen (#ichbinnin) steht noch aus, kommt aber in den nächsten Tagen, wenn wir richtig in die Proben eingetaucht sind und sich herauskristallisiert, wohin die Reise führen wird. Das ist ja das Schöne an Rechercheprojekten: Man findet immer wieder Neues und mit #ichbinnin werdet Ihr auch aufgerufen sein, uns noch Material zu liefern.
Mittags ging es dann zur Lagebesprechung mit meinem Co-Regisseur Michael F. Stoerzer.
Und Lagen lassen sich am besten mit sich füllendem Magen besprechen. Zum Beispiel beim Lieblingsvietnamesen auf der Schönhauser Allee.
Gestern fanden keine Proben statt, weil wir neue Szenen vorbereiten mussten. Dafür haben wir geredet, transkribiert, übersetzt, gekürzt und zusammengeschustert. Dinge, die bei mir grundsätzlich nur funktionieren, wenn Kuchen im Spiel ist.
Am späten Nachmittag ließ ich Michael alleine zwischen den Ausdrucken und Büchern zurück, da ich zum #ElisabethMusical-Tweetup eingeladen war. Livekritik hat zusammen mit SemmelConcerts ein Dutzend Blogger_innen und Livekritiker_innen samt Begleitung in den Admiralspalast eingeladen, damit sie in den sozialen Netzwerken über „die wahre Geschichte von Sissi“ berichten. Für uns war ein Balkon reserviert, damit auch während der Vorstellung Displays leuchten konnten, ohne das andere Zuschauer dadurch gestört wurden.
Bevor wir den ersten Rang erklommen, gab es eine Backstageführung, die alle Teilnehmer_innen eifrig auf Twitter dokumentierten, so auch ich mit dem @kulturfritzen-Account.
Nach einem kleinen Snack und mit wieder aufgeladenem Handy warteten wir auf den Vorstellungsbeginn.
Während vorab festgelegter Szenen war es uns erlaubt, Fotos und Videos zu machen, getwittert sollte die ganze Zeit werden. Ich habe mit #caveman15 letzten Sommer selbst ein Tweetup veranstaltet, bei dem während der Vorstellung getwittert werden durfte. Da kannte ich das Stück sehr gut und hatte so genug Gelegenheit, auf den Bildschirm zu tippen und Fotos zu machen. Dieses Mal gelang es mir weniger, dem opulent ausgestatteten Geschehen auf der Bühne zu folgen und parallel zu twittern. Um mich herum nutzten einige die Möglichkeit, jede Szene mit Video einzufangen. Ein Blick aufs Tablet verriet jedoch, dass Bühnenlicht und Kameras auf mobilen Endgeräten einfach nicht füreinander gemacht sind. Insofern beschränkte ich mich auf genau einen Versuch: the walking dead hier:
Nach der Vorstellung gab es noch ein kurzes Meet&Greet vor dem Orchestergraben, Zeit für kurze oder auch längere Fragen. Wir begegneten einem gut aufgelegten Hauptcast, der – noch mit Microports an der Stirn und Perücken auf dem Kopf – Rede und Antwort stand.
Gegen 23 Uhr war Schluss, das 12. Bild war geschossen, und wurde Zuhause – kurz vorm Präparieren des nächsten #Berlinfakts – noch vertwittert.
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Das umfangreiche Storify zum #ElisabethMusical-Tweetup findet Ihr übrigens hier.
// (ml)