Versuchsanordnung zur Selbstverewigung

Dies ist ein Beitrag für zwei Blogparaden, für die #selfierade der Kunsthalle Karlsruhe und für #TheaterimNetz. Genau genommen ist es jedoch eher eine Beitragsankündigung, denn der Beitrag selbst entsteht zur Zeit am Theater unterm Dach in Berlin. Premiere ist im Februar 2016.

DIE MÄNNERSPIELERIN im Theaterraum

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Photocredits: unseen/photocase.de | Gestaltung: Bernd Hartwig

Mit dem Rechercheprojekt DIE MÄNNERSPIELERIN untersuche ich mit dem Theaterkollektiv PortFolio Inc., das ich 2009 mitbegründet habe, derzeit – ausgehend von den Tagebuchaufzeichnungen Anais Nins und den kulturanthropologischen Abhandlungen des Psychoanalytikers Otto Rank – den Zusammenhang zwischen Künstlertum, Selbstinszenierung und Identität. Die Spurensuche im Radius von Selbstverewigung und Unsichtbarkeit soll natürlich nicht im historischen Diskurs verhaftet bleiben, sondern ins Heute gezogen werden.
Die Brücke hierzu liefert der Erweiterte Kunstbegriff Joseph Beuys‘, dass „jeder Mensch ein Künstler“ sei.
Anais Nin hat ein ähnlich weit gefasstes Verständnis vom Künstler:

„Für mich ist jeder ein Künstler, der etwas erschaffen will, der etwas zustande bringt – einen Garten oder ein Kind oder eine Freundschaft oder ein Leben.“

Sie definiert darüber hinaus:

„Es ist die Überzeugung des Künstlers, dass das, was er tut, nicht für ihn selbst sei, sondern weitergegeben werden muss.“
„Der Schriftsteller und der Künstler haben das Gefühl, dass ihr Leben notwendigerweise der Öffentlichkeit […] gehört.“

nin_collageSpätestens mit der Veröffentlichung ihrer Tagebücher wird Anais Nin – die sich zeitlebens auch vor der Kamera inszenierte oder inszenieren ließ – zur öffentlichen Frau, ihre autobiografischen Bekenntnisse werden – von ihr selbst kuratiert – zu Kunst.

Viele von Nins und Ranks Feststellungen bekommen – übertragen auf die sozialen Netzwerke – nahezu prophetischen Charakter, ihre Handlungsweisen und Handlungsempfehlungen erscheinen überraschend modern. Anais Nin wird nicht umsonst als The World’s First Blogger bezeichnet:

„Much of the world now accepts and embraces the self-expression, self-exposure, and self-analysis Nin pioneered for 63 years. It is now common for us to share our personal experiences with one another via blogging, tweeting, Facebooking, Tumblring and the like — and we become pleasantly lost in each other’s journeys. Ironically, Nin wished for what she called a „café in space“ in which she could keep in touch with her friends. We now participate in the café in space, but only Nin could have invented so poetic a term.“ (Kim Krizan)

DIE MÄNNERSPIELERIN im virtuellen Raum

In Anbetracht dieses Faktenspektrums liegt es nahe, DIE MÄNNERSPIELERIN auch in den sozialen Netzwerken zu verorten, das Theater ins Netz und das Netz ins Theater zu holen.
Bereits in den Vorüberlegungen zu dem Projekt habe ich hier Fragen zum Theater im sozialen Netz formuliert, die zu der noch laufenden Blogparade #TheaterimNetz führten.
Mit der MÄNNERSPIELERIN unternehme ich nun den Versuch, eigene Ideen, aber auch Anregungen aus den bisher eingegangenen Blogparadetexten, allen voran aus der Ideenflut von Mikel Bower, aufzugreifen und umzusetzen. Mit bestem oder bestmöglichem Beispiel voran also; mal schauen, wie weit ich komme, wie weit wir Euch teilhaben lassen können (eine Frage des Aufwands) und wollen (eine Frage der Nerven).

Mir geht es weniger darum, die Proben sozialmedial zu begleiten, vielmehr möchte ich den Entstehungsprozess der Produktion inhaltssatt, gehalt- und geschmackvoll im Netz abbilden. Keine klassische Probendokumentation, kein Making-Of, kein Hinter-die-Kulissen-gucken. Stattdessen eine Art virtuelle Parallelinszenierung, die durchaus auch Interaktionen beinhalten soll.

Das Herzstück unserer Social-Media-Aktivitäten soll unser Projektblog bei Tumblr sein, der als Mix aus Mood-Board, Mind-Map, Programmheft und Skizzenbuch angelegt ist. Ein Tumblr erschien mir sinnfälliger als ein klassischer WordPress- oder Blogspot-Blog, nicht zuletzt wegen der Möglichkeit des einfachen Rebloggens von thematisch passenden Bildmaterial, das hier ausreichend vorhanden ist (Bislang habe ich davon jedoch noch keinen Gebrauch gemacht.).

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Addet uns ganz einfach mit dem Snap-Code!

Chronologisch und kontinuierlich möchte ich auf Snapchat über den Probenprozess informieren (Nutzername: kulturfritzen). Ich finde Gefallen an dieser App und möchte sie in dieses Projekt gern integrieren, da das Einmalige und Unwiederbringliche ja durchaus ein theatraler Hauch umweht.

Selbstredend werde ich die Facebook- und Twitterkanäle von PortFolio Inc., dem Theater unterm Dach und die der Kulturfritzen nutzen, um auf das Projekt aufmerksam zu machen.

Geplant ist darüber hinaus eine Mitmachaktion, die unter dem Hashtag #ichbinnin laufen wird. Der Hashtag lässt schon ahnen, was geplant ist – Infos hierzu folgen in Kürze in einem separaten Blogpost.

DIE MÄNNERSPIELERIN – Vom virtuellen Raum ins Theater

Die Erträge der Aktion #ichbinnin möchte ich in unsere Theaterproduktion mit einbeziehen. Ob sie im Foyer des Theaters als virtuelle Ausstellung präsentiert oder ins Stück mit einbezogen werden können, müssen die Ergebnisse zeigen. Vorstellbar ist beides, reizvoller wäre natürlich das zweite.

Geplant ist darüber hinaus – und spätestens hier komme ich zur zweiten Blogparade, die dieser Beitrag streift – dass wir Passagen aus einigen #selfierade-Postings in unsere Textfassung, die erst während der Proben zusammenmontiert wird, einbetten (Natürlich holen wir die Erlaubnis vorher ein!).

Und falls wir mal nicht weiterkommen, werden wir Euch bitten, unsere Knoten im Kopf zu lösen, in der Hoffnung, dass dies bei diesem Themenfeld kein Problem sein wird.

Übrigens: Die technischen Möglichkeiten vom Theater unterm Dach erlauben es derzeit nicht, über Livestreaming oder Interaktionsformate während der Vorstellung nachzudenken. Es gibt dort leider noch nicht einmal halbwegs stabiles WLAN. DIE MÄNNERSPIELERIN kann also vor allem ergebnisorientiert mitgestaltet werden, und ich hoffe sehr, dass viele von Euch Lust haben, mit dabei zu sein.

Falls Ihr Ideen habt oder Hinweise, falls Ihr aktiv dabei sein wollt, dann meldet Euch bei uns: kontakt@kulturfritzen.de. Wir freuen uns über Feedback!

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Hier noch einmal die Auflistung aller Kanäle, die in den nächsten Wochen DIE MÄNNERSPIELERIN aktiv begleiten. Der Hashtag #maennerspielerin läuft mit. #ichbinnin solltet Ihr Euch merken.

Ich werde versuchen, alle Kanäle adäquat und unterschiedlich zu bespielen. Das Folgen lohnt also in jedem Fall überall. 😉

// (Marc Lippuner)

7 Antworten zu “Versuchsanordnung zur Selbstverewigung

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