Neues aus der Filterblase (46/2015)

Ich bin ja nicht so der große Theoretiker. Weder im echten Leben, noch hier im Netz. Dabei mag ich Theorie eigentlich ganz gerne: Weil sie mich auf Ideen bringt, weil sie mir hilft, meine Konzepte zu strukturieren, weil sie meine unausgereiften Projektideen auf eine halbwegs solide Basis stellen, was ein Scheitern nicht unmöglich macht, aber das Risiko doch erheblich minimiert.
Für die Kulturfritzen-Projekte, größere und kleinere, vergangene und hoffentlich zahlreiche zukünftige, sind theoretische Grundlagen und Diskussionen also nicht unerheblich, vor allem über die Zukunft der Kultur im Digitalen. Deshalb verfolge ich stets interessiert, wenngleich nicht wirklich konsequent (leider!), was mir vor allem durch Twitter, aber auch via Facebook in meine Timelines gespült wird. Das sind vor allem Beiträge und Kommentare aus der – von mir wirklich heiß geliebten – Filterblase, hier vor allem die Beiträge der Leute, die ich im letzten halben Jahr persönlich habe kennenlernen können.
Zu meinen Lieblingstheoretikerinnen und digitalen Kulturpraktikerinnen (ja, interessanterweise alles Frauen), deren Blogs ich regelmäßige besuche, gehören (alphabetisch sortiert und auf ihre Blogs verlinkt): Anne Aschenbrenner, Wibke Ladwig, Tanja Praske, Angelika Schoder, Michelle van VeenUte VogelAnke von HeylWera Wecker und Juliane Wünsche. Sie alle beleben meine Timeline mit Ausstellungsempfehlungen (die ich gerne lese, auch wenn ich ihnen nur selten Folge leisten kann), Projektideen, Einladungen zu Blogparaden, Fragestellungen und Diskussionen zur digitalen Kulturvermittlung und ähnlichem. Durch ihre Beiträge und Tweet stoße ich vielfach auf interessante Artikel und Blogbeiträge, die selbst aus diesem unendlichen Internet rauszusuchen ich schlicht und einfach zu träge bin.

IMG_5434 2Um die kultur(fritzen)relevanten Beiträge noch einmal Revue passieren zu lassen, um sie zu filtern und auch, um sie im Datendschungel schneller wiederfinden zu können, möchte ich sie künftig regelmäßig in einem Blogpost versammeln: Einmal wöchentlich eine subjektive Linktippliste mit den Highlights aus der Kulturfritzen-Filterblase. Der thematische Schwerpunkt ist klar: Was geht ab in der digitalen Kulturvermittlung? Was sind aktuelle Diskussionen? Was sind Trends? Welche Handlungsempfehlungen gibt es? Und welche Mitmachaktionen? Vom Anti-Selfie bis zur #Selfirade, vom #ArtBookFriday, über den holprigen Weg der Kultureinrichtungen ins Netz bis hin zu lesenswerten Rezensionen.
Ich wiederhole noch einmal, damit es nicht zu Missverständnissen kommt: Diese Listen sind immer subjektiv gefärbt und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit. Sie sollen vielmehr Lese- und vielleicht auch Handlungsempfehlungen sein, im besten Fall liefert die Auswahl auch ein paar Denkanstöße. Bei mir haben es die ausgewählten Berichte auf jeden Fall.

Nun kommen die Linktipps der Kalenderwoche 46.

Anfangen möchte ich mit dem Beitrag von Anika Meier über die Hilflosigkeit der Museen in den sozialen Netzwerken. Der erschien bereits am 5. November und hat mich ein bißchen geärgert, weil er so motzig war, und die Versuche zahlreicher Museen, sich in den sozialen Netzwerken auszuprobieren, pauschal als antiquiert abwertete, Innovationen forderte, ohne dass sich indes auch nur annähernd mit kreativen Ideen aus dem Fenster gelehnt wurde, geschweige denn, dass Lösungsansätze oder Wünsche geäußert wurden. Grundsätzliche Zustimmung meinerseits aber beim Schlusssatz: „Budget umschichten, vielleicht ein paar Plakate weniger aufhängen, Stellen für die Digital Natives schaffen und sie die künftigen Besucher in den sozialen Netzwerken abholen lassen, wo sie sich den ganzen Tag aufhalten.“ Ob die nun sofort bessere Ideen haben als die von Meier verpönten Blogparaden und Tweetups sei mal noch dahingestellt. In jedem Fall darf Social Media nicht mal nur eben nebenbei gemacht werden, sondern sollte professionell, dauerhaft und nachhaltig betrieben werden.
Zu den Auftritten der Museen in den sozialen Netzwerken äußert sich Anke von Heyl. Ihr Blogpost nimmt Bezug auf Wolfgang Ullrichs Feature im Deutschlandfunk. Beides macht Spaß zu lesen und hat mich ein wenig über Strategien, Langfristigkeit und Nachhaltigkeit nachdenken lassen. Interessant in jedem Fall auch die Kommentare unter den Texten sowie die Links innerhalb der Beiträge. So lässt sich das Thema weitgreifend abstecken.

Angelika Schoder, Michelle van Veen und Wera Wecker haben zusammen ein Statement erarbeitet, das die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Kulturinstitutionen mit Kulturbloggern darstellt. Nun bin ich, was den Output und die Professionalisierung angeht, weit entfernt von dem, was die eingangs angeführte Damenriege so wöchentlich hervorbringt, so dass ich das wenig mit eigenen Erfahrungen abgleichen kann; die Handlungsempfehlungen, die ich, der ich für eigene Aktionen aber auch immer wieder Blogger_innen ansprechen muss, daraus ableiten kann, werde ich sicher beherzigen.

Auf ein schönes Kafka-Projekt macht Juliane Wünsche aufmerksam. In Tschechien soll eine dauerhafte Ausstellung entstehen, die eine ganz andere Seite des Schriftstellers – die optimistische und lebenslustige – zeigt.

Für die erste Woche mag dies genügen. Nächsten Freitag mehr.

// (ml)

4 Antworten zu “Neues aus der Filterblase (46/2015)

  1. Lieber Marc,

    gute Idee und ich abonniere das schon mal – deine Meldungen aus der Filterblase. Hast ganz recht, es braucht immer einen, der mal so ein bisschen sammelt und sortiert. Gerade im Moment hab ich nämlich das Gefühl, dass wieder so wahnsinnig viel los ist, dass ich selbst schon ganz rappelig werde.

    Daaaaanke für deine wertschätzenden Worte zu mir und auch zu den anderen. Und ich kann nur sagen: du brauchst dein Licht auf keinen Fall unter den Scheffel zu stellen. Was du innerhalb kürzester Zeit in Berlin auf die Beine gestellt hast, ist wirklich super. Und auch hier meine ich: es ist die Haltung! Die einen relativ schnell aufspringen lässt auf den Zug. Ich kenne Kolleginnen, die immer wieder so arg betonen, dass sie ja keine Zeit hätten, sich in die Diskussion einzuklinken. Und überhaupt: das wirklich wichtige Kulturleben spiele sich ja wohl außerhalb des Digitalen ab. Ja, wenn ihr meint!!

    Ich jedenfalls bin froh, dass du unser Mann in Berlin bist und wir immer wissen, wo wir da andocken können. Ganz abgesehen davon, dass du auch immer wieder mit super Ideen um die Ecke kommst.

    Herzliche Grüße von der Kulturtussi

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  2. Lieber Marc,

    ich kann das Kompliment nur zurück geben! Deine Blogbeiträge lese ich regelmäßig und ich bin ein Fan der Kulturfritzen-Berlin-Facts bei Twitter! Dein Instagram bringt mich regelmäßig zum Grinsen! 😉
    Ich freue mich, dich zu meiner Filterblase zählen zu können und fühle mich geehrt, dass ich auch zu deiner gehöre!
    Wir lesen uns…

    Grüße aus Hamburg, Angelika

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  3. Lieber Marc,

    endlich komme ich auch dazu, dir zu antworten! Zunächst – merci für die liebe Erwähnung, ich gebe mir Mühe, dir das zu „vergelten“.

    Ansonsten schließe ich mich Angelika und vor allem Anke an: Es tut gut zu wissen, in Berlin einen tollen Mann für digitales Ping Pong zu haben! Deine Lesetipps finde ich richtig und wichtig. Erinnert mich daran, dass ich mal wieder meinen sonntäglichen Lesestoff aus der Museumswelt herausbringen muss – kommt wieder!

    Also, mach einfach weiter so und pinge mich ruhig zu deinen Aktionen an!

    LG,
    Tanja

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