5 Jahre doppelte #KulturfritzenPower: Was wir lieben und was Ihr davon habt

von Anne Aschenbrenner und Marc Lippuner //

Heute vor sechs Jahren hat Marc die Kulturfritzen gegründet, als Projektbüro für kulturelle Angelegenheiten im sozialen Netz. Doch erst ein Jahr später war alles so, wie es sein sollte: Marc und Anne taten sich zusammen und gründeten neben dem Berlin-Büro auch eines in Wien und wirbelten fortan gemeinsam durch digitale und analoge Welten. Verändert hat sich seitdem viel – Marc war freier Regisseur und leitet heute die WABE, Anne war Redakteurin im Feuilleton und verantwortet heute die digitalen Agenden des Burgtheaters. Und dann hat sich wiederum auch gar nichts geändert: Fünf Dinge, die wir immer noch lieben, haben wir hier zu unserem Kulturfritzen-Jubiläum zusammengetragen, fünf Leidenschaften an denen Ihr immer gern auch teilhaben könnt.


1. Erzählen und Erzählen lassen

Menschen brauchen Geschichten. Auch und gerade im digitalen Raum. Und erst recht in der Krise. Wie man Geschichten im Netz richtig erzählt, wie man sie finden kann, wie man Strukturen in Institutionen schafft, dass sie erzählt werden können, das ist immer noch Teil unserer Arbeit. Viel zu oft wird der digitale Raum als Plakatwand gestaltet, wo man Ankündigungen & Botschaften hinnagelt und denkt: Wer vorüber geht, wird schon schauen. Das ist aber nicht so: Jeder Inhalt muss sich gegen tausende andere Inhalte im Netz behaupten.
Als Journalistin weiß Anne um das Erzählen als Kerngeschäft, als Digitaljournalistin ist es ihr Handwerk und ihr Liebe zur Kunst, zum Theater macht das Erzählen im Digitalen Raum zu einer Herzensangelegenheit. Und die wurzelt auch gerade darin: in den Geschichten: „Manchmal hab ich das Gefühl, dass Menschen, deren Beruf und Leidenschaft doch genau das Erzählen von Geschichten ist, im digitalen Raum alles davon vergessen. Meine Aufgabe am Burgtheater ist es, diese Geschichten sichtbar zu machen, dem Publikum zu erzählen und Strategien zu entwickeln, wie die Geschichten das Publikum erreichen.“ Eine Serie, die sie sehr gern mag, sind die Probeneinblicke: Im Mittelpunkt stehen immer die Probenarbeiten an Produktionen, die aufgrund der Pandemie noch nicht gezeigt werden können. Mit den Geschichten darf sie das Publikum mit auf die Probebühnen nehmen: „Dabei habe ich selbst vermutlich die größte Freude: Es gibt nichts Schöneres für mich, als mit klugen Köpfen beisammen zu sitzen, und ihren Geschichten zu lauschen.“ Als Lehrende an der FH für Journalismus oder in ihren Workshops z.B. bei der Pausanio Akademie gibt sie dieses Handwerk auch an ihre Studierenden weiter.


Auch Marc führt immer wieder Workshops durch, in denen er vor allem Künstler:innen die Möglichkeiten des Storytellings im sozialen Netz nahebringt: „Gerade Menschen, die Geschichten erzählen, sei es auf der Bühne oder im Buch, tun sich schwer, Geschichten übers Geschichtenerzählen zu erzählen. Hier Ideen anzustoßen, etwas in den Köpfen freizusetzen, das sehe ich als meine Aufgabe, schlussendlich haben wir ja alle etwas davon, wenn lebendiger, aber auch strukturierter im Netz erzählt wird.“ Er selbst ist des Erzählens zur Zeit ein bisschen müde. Sucht deshalb nach klaren Botschaften. Versucht seine und bestenfalls auch die Emotionen des Publikums einzufangen.

Vor einem Jahr hat Marc den Kulturfritzen-Podcast gestartet, dem er viel Zeit widmet. Ein Herzensprojekt. Überraschend angesichts der Tatsache, dass Marc zuvor mit Podcast nichts anfangen konnte – bis er begriff, dass er ihn ja nicht so nutzen muss, wie anderen ihn nutzen, sondern seine eigenen Regeln aufstellen kann. Seine Themen verfolgen, historische und kulturelle Ereignisse beleuchten, Berliner Kulturmenschen vorstellen, Bücher besprechen und hierbei probieren, was man mit Audio alles so machen kann.

2. Schmäh führen

Der Schmäh rennt, sagt man in Wien und meint damit: Es läuft gut und man hat Freude dabei. Bei uns läuft der Schmäh nun so viele Jahre! Kennen gelernt haben wir uns bekanntlich auf Twitter, dann haben wir uns bald auch im Real Life getroffen. Und wenn grad keine Pandemie ist, sehen wir uns auch mehrmals im Jahr in Wien oder Berlin oder irgendwo dazwischen. Schmäh, also Witz oder Humor, den braucht es bei der operativen digitalen Arbeit genauso wie bei der strategischen Konzeption, und er hilft einem mitunter auch durch anstrengende Projektphasen und mühseliges Stakeholdermanagement. Glaubt uns: Die Community am Ende der Content-Creation-Kette spürt ganz genau, wieviel Freude in eurer Arbeit steckt. Unsere besten Projekte sind die, wo wir es am lustigsten hatten. Also eigentlich alle. 😉 Unsere legendären „95 Thesen zu Theater & Netz“ zum Beispiel. Oder unsere Snapchat-Ära. Oder der Brutalismus-Walk von Anne. Oder Marcs Dombesteigung. Oder. Oder. Oder. Wir würden uns freuen, wenn Ihr mal die Highlights unserer Instastorys durchzuklickt.

3. Gemeinsam spielen

Wir machen viele Projekte alleine und einige auch gemeinsam. Aber alles, was wir digital anstellen, läuft immer durch zwei Kulturfritzen-Köpfe: Workshopvorbereitungen, Instwalks, Social-Media-Kampagnen. Zusammen, miteinander: Das finden wir auch im digitalen Raum entscheidend: Immerhin heißt es ja auch soziale Netzwerke. Partizipative Formate und Audience Engagement sind zwei Bereiche, in denen wir schon sehr lange arbeiten und für die wir uns immer noch begeistern. Nicht zuletzt „belohnen“ auch sämtliche Algorithmen der Social-Media-Kanäle hohe Interaktionsraten und zielen somit auf das Bedürfnis nach Partizipation der Audience. Um den Bogen vom Kulturfritzen-Früher zum Kulturfritzen-Jetzt zu spannen: Marc hat mit seiner Inszenierung Die Männerspielerin (über Anäis Nin und Motive der Selbstverewigung heute) das Publikum zu einem kokreativen Prozess eingeladen. Anne hat mit den Twittertheaterabenden #wunschvorstellung und #vorstellungsänderung das Burgtheater-Internet entstaubt. Dazwischen liegt viele Projekte, Workshops und Vorträge, in denen wir immer wieder Audience Engagement in den Fokus rücken und auch analog für Engagement sorgen: Nicht zuletzt zum Beispiel bei den Theater-&-Netz-Konferenzen, wo wir drei mal in Folge den Bloggerspace gestaltet haben, oder der #smskultur, den Anne seit sechs Jahren betreut und der seit der Corona-Krise ins Netz gewandert ist. Zuletzt hat Anne auch für das Bayrische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Kultur auch den Workshop „Partizipation ist die Hölle?“ gestaltet, den Ihr bei YouTube nachsehen könnt.

4. Ideen schmieden

Wir entwickeln Projekte schneller als ein Ferkel blinzelt. Da wir jedoch nicht hauptberufliche Kulturfritzen sind, aber der Spirit of Kulturfritzen immer um uns zwirbelt (ach, diese AURA!), realisieren wir unsere Ideen in unzähligen Projekten rundherum, analog und digital. Marc zum Beispiel hat Anteile des Querverlags übernommen, für den er vor sechs Jahren als erstes Kulturfritzen-Projekt mit #quer20 eine große Social-Media-Kampagne gestartet hat. 2022 gibt er schon den vierten Kalender über Berliner Geschichte heraus – aufmerksam geworden ist der Verlag auf Marc wegen der #Berlinfakt|en, die er über vier Jahre nahezu täglich auf Twitter veröffentlichte. Anne hat beim Forum Alpbach eine digitale Basis geschaffen, die dem Forum während der Krise nun sehr nützlich war oder die Digitalisierung der Wochenzeitung Die Furche von der ersten Idee bis zum fertigen Navigator begleitet. Oder in Den Haag mitdenken dürfen, wie man das digitalisierte europäische Kulturerbe auch zu den Bürger:innen bringen kann. Wegen unserer Ideen werden wir auch immer wieder eingeladen: zum Mitdenken an anderen Projekten, zum Darüber-Erzählen in Artikeln, zu Tagungen. Wir verstehen uns als Ideen-Maschine. Das erschöpft auch manchmal und nicht immer ist der Kopf dafür frei, aber wir lieben es.

5. Ausprobieren

Von nichts kommt immer so wenig, pflegt Anne zu sagen. Und erst unlängst sagte eine Kollegin zu ihr über irgendeine wahnsitzige Idee: „Du meinst das völlig ernst, oder?“ Wenn neue Apps oder Tools auf den Markt kommen, dann schauen wir erst mal: Kann man damit Geschichten im Netz erzählen? Taugen die für die Kultur? Was kann man damit anstellen? Anne experimentiert gerade mit TikTok herum (und [Spoiler] hat Großes vor). Marc liebt seinen Podcast, hat Lust auf mehr Instagram, fuchst sich gerade durch Actionbound. Nachts schreiben wir uns manchmal: „He, lad diese App doch mal auf dein Handy. Was meinst du dazu?“ Unsere Erkenntnisse reflektieren wir nur selten in Blogposts, lieber probieren wir herum und lassen Euch an den Ergebnissen teilhaben. Manche gelingen, andere nicht. Das macht aber nichts. Hauptsache, uns wird nicht langweilig. Und Euch hoffentlich auch nicht.

Wir freuen uns sehr auf die nächsten fünf gemeinsamen Jahre.
Miteinander.
Und mit Euch!

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