Kultur in Quarantäne

von Anne Aschenbrenner und Marc Lippuner //
(Aktualisiert am 25. März 2020) //

Wenn zur Eindämmung des Corona-Virus Kulturinstitutionen geschlossen bleiben und wir zum Social Distancing aufgerufen sind, bedeutet das nicht, dass öffentlicher Diskurs eingestellt werden muss und Kultur nicht mehr stattfinden kann. Viele Künstler_innen, Kulturvermittler_innen und und Kulturinstitutionen versuchen nun im Rahmen ihrer Möglichkeiten Kultur ins Netz zu bringen – und somit direkt zu den Menschen.

Ein umfangreiche Dokumentation aller Angebote ist ohne Datenbank und Suchfunktion nicht sinnvoll, wir haben also an dieser Stelle einige Kulturofferten zusammengestellt, die uns derzeit begeistern – nicht alle sind Ergebnisse der Krise, sondern schon länger im Netz – kein Grund, nicht noch einmal auf sie hinzuweisen.

Die Reihenfolge stellt keine Priorisierung dar, sie dient lediglich der Übersichtlichkeit.

#1
Google Arts & Culture
bietet virtuelle Rundgänge durch Museen und Onlineausstellungen, ideal zum Schmökern.

europeana screenshot

#2
Europeana Collections lädt nicht nur zu virtuellen Ausstellungen ein, sondern bietet als größte Kunstsammlung Europas auch Einiges rechtefrei zum Download an. 

#3
Im Jüdischen Museum Wien führt Direktorin Danielle Spera jeden Nachmittag ein Stück durch die Ausstellung Die Ephrussis. Eine Zeitreise @jewishmuseumvie

#4
Die Autorin Julya Rabinowich bietet Twitter-Miniaturlesungen an und liest dort täglich aus ihren Werken.

#5
Das LWL Museum für Archäologie führt anlässlich ihrer Schließung auf Youtube durch die aktuelle Ausstellung über die Pest. Fragen aus dem Publikum werden in den Führungen aufgegriffen.

#6
Die Freund_innen des italienischen Theaters werden im Online-Portal des italienischen Senders RAI fündig, von Il Barbiere di Siviglia über Turandot bis Don Giovanni.
Auch der ORF hat sein digitales Kulturangebot unter KulturJETZT gebündelt.

#7
Vier Jahre alt, aber immer noch gut: Der Kunstgeschichte Online Kurs vom Städel. Sebastian Blomberg führt charmant durch den Kurs. Wann, wenn nicht jetzt?

#8
Viele Musiker_innen bieten Online-Konzerte an – wie der Pianist Igor Levit über Twitter respektive Periscope.

Manche streamen live aus publikumsfreien Kultureinrichtungen, andere aus dem heimischen Wohnzimmer. Allen voran Singer/Songwriter, aber auch Swing- und Rockbands. Vielen dieser Künstler_innen bricht gerade die Existenzgrundlage weg, Auftritte sind zum Teil bis in den Herbst hinein gecancelt, umso wichtiger ist es, sie hier und jetzt zu unterstützen – indem man ihre Konzertankündigungen teilt, die Konzerte anschaut oder anhört und ihnen einen kleinen Obulus als Dankeschön überweist.

#9
Das Stadtpalais Stuttgart hat ein umfangreiches digitales Programm aus dem Boden gestampft: Interaktiven Live-Führungen, digitale Rundgänge, Online-Workshops für Kinder und Familien oder themenspezifische Speedruns werden gestreamt und erweitern derzeit das ohnehin interessante Online-Angebot des Museums.

#10
Die Berliner Schaubühne zeigt bis zum 14. April im Online-Spielplan jeden Abend eine andere Aufzeichnung aus der langjährigen Geschichte des Theaters. Die älteste ist aus dem Jahr 1966, hinzu kommen zahlreiche Inszenierungen von Peter Stein, Thomas Ostermeier und Falk Richter. Jeden Abend ein anderes Programm.
Ähnlich verfahren die Berliner Staatsoper, die Wiener Staatsoper oder die Metropolitan Opera in New York.
Und die Berliner Philharmoniker ermöglichen gerade einen kostenlosen Zugang zu ihrer Digital Concert Hall.

#11
Darüber hinaus senden Ensemblemitglieder vieler Theater Videobotschaften aus der häuslichen Isolation. Die „Zwangsvorstellungen“ der Schaubühne sind jeweils nur 24 Stunden online.
Andere Häuser stellen ihr gestaffeltes Von-Zu-Hause-Programm auf Youtube zur Verfügung. Das Ensemble des Deutschen Theaters in Berlin liest Novellen aus Boccaccios Decamerone, Mitglieder des Burgtheaters steuern rettende Geschichten bei, die Damen und Herren des Schauspiels Graz spielen #dramazuhause.

#12
Das BKA-Theater am Berliner Mehringdamm hat ein Hauptstadtstudio eingerichtet und streamt Lesungen, Comedy und Konzerte u.a. mit Edith Schröder & Co., Wladimir Kaminer oder Sigrid Grajek.

#12
Uwe Ochsenknecht liest täglich, 19 Uhr, live auf Instagram eine Gute-Nacht-Geschichte für Kinder vor. Vorschläge nimmt er gerne entgegen.

https://www.instagram.com/p/B-C_gmGKkOb/

 

Hier findet ihr weitere Angebote gebündelt:

#1
nachtkritik.de hat einen Online Spielplan zusammengestellt.

#2
BerlinBühnen aktualisiert das digitale Angebot der Berliner Spielstätten.

#3
Die Facebook-Gruppe „Kultur in Zeiten von Corona“ sammelt ebenfalls Kulturangebote im Netz.

#4
Berlin (a)live ist ein Angebot des Berliner Senats in Zusammenarbeit mit der Digitalagentur 3pc. In den Veranstaltungskalender können Berliner Künstler_innen und Institutionen ihre digitalen Angebote einstellen. Die zahlreichen Veranstaltungen können nach Genre und Datum gefiltert werden.

#5
Auch der Twitter-Account @CoronaKalender sammelt interessante digitale Events.

Folgende Hashtags kursieren derzeit in allen sozialen Netzwerken mit digitalen Angeboten:

  • #KulturinZeitenvonCorona
  • #Kulturdigital
  • #KulturGegenCorona
  • #DigitalMuseum
  • #KulturimNetz
  • #MuseumFromHome
  • #MuseumMomentofZen
  • #culturedoesntstop
  • #CalmDownArt

Für den Kulturbereich könnte die aktuelle Situation zu einem Digitalisierungsschub führen. Wir sind gespannt auf die Kreativität der Kolleg_innen und freuen uns, wenn ihr in den Kommentaren von euren Lieblingsdigital-Formaten erzählt!

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5 Antworten zu “Kultur in Quarantäne

  1. In Mannheim stellt die @kunsthallema auf Instagram Werke als Challange vor, beginnend mit dem neuen Direktor Holden und das Schlachtschiff Nationaltheater https://www.nationaltheater-mannheim.de mit seinen 4 Sparten arbeitet an einem DNTM Digitalen Nationaltheater, mit Schwierigkeiten. Gestern wurde die Möwe gestreamt, aber man arbeitet an neuen Formaten. Der Ballett-Intendant will z.B. zu Hause tanzen. 🙂

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  2. Pingback: Digitales für Kinder. Wenn alles andere geschlossen hat… – Kultur und Kunst·

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