von Anne Aschenbrenner //
Als ich, noch nicht so lange Digitalredakteurin der österreichischen Wochenzeitung DIE FURCHE, meinen Kopf ins Büro des Chefredakteurs steckte, um zu fragen, wie lange er, der Chefredakteur an diesem Tag, noch da sei, gab er mir zur Antwort: „Bis zur ZIB.“
„Wann ist die ZIB?“, fragte ich. Und für einen kurzen Moment waren unsere eigenen Welten eingefroren und wir erhaschten – beide fassungslos – einen Blick in die Lebenswelt des anderen. Ich, Teil der Generation Internet, in die analoge, lineare Welt des Chefredakteurs, in der Nachrichtensendungen wie die „Zeit im Bild“ fixe Punkte in Tagesabläufen markierten. Und er, der Chefredakteur, Jahrgang 1965, in meine digitale Welt, in der Nachrichten-Häppchen auf Social Media in dem Moment konsumiert werden, in dem sie produziert werden.
Diese Anekdote ist eine meiner liebsten. Ein Freeze-Moment, der beschreibt, wo wir stehen: inmitten einer digitalen Revolution, die in all unsere Lebensbereiche vordringt und sie verändert – und die unsere Gesellschaft auf den Kopf stellt.
Der Chefredakteur und ich, wir haben im Zuge unserer Arbeit am Digitalprojekt der Furche unsere Welten zusammengelegt: im Respekt vor der jeweiligen Welt des anderen und im beiderseitigen Wissen, dass eine Zukunft der Zeitung (- und nicht weniger ist das Ziel des Digital-Projekts, das in Kürze launcht), ohne die Erfahrungen und Skills des jeweils anderen nicht möglich ist. Nicht nur einmal haben wir über den digitalen-analogen Tellerrand geschaut, bald mit Routine, und immer wieder mit Erstaunen.
Situationen, wie ich sie oben beschreibe, hat vermutlich jeder schon einmal erlebt. Ich glaube, dass Situationen wie diese Schlüsselsituationen sind. Strategien, Konzepte und Formate, davon bin ich überzeugt, können Unternehmen nur dann erfolgreich und nachhaltig in eine digitalisierte Zukunft bringen, wenn sie die analoge Vergangenheit mitdenken – und wenn wir uns auch bewusst machen, wie unterschiedlich unsere Netzbiografien verlaufen.
Deshalb laden wir euch ein, eure Netzbiografien zu teilen und haben hier einige Leitfragen zusammen gestellt, die ihr – gern mit Anekdoten – beantworten könnt:
- Wann und wie war dein erster Kontakt mit dem Internet?
- Wie und wofür nützt du das Internet heute?
- Verwendest du Social Media? Wenn ja: Seit wann? Welche Kanäle? Und zu welchem Zweck?
- Wie siehst du deine Rolle im digitalen Raum? Ist sie politisch?
- Wie hat sich das Internet und deine Rolle darin in den letzten Jahren verändert?
- Wie hat das Internet deine Offline-Leben verändert?
- Könntest du dir ein Leben ohne Internet noch vorstellen?
Wir freuen uns sehr, wenn ihr euren Weg ins Netz auf euren Blogs, in Mikrobeiträgen auf euren Social Media Kanälen oder gerne auch hier auf unserem Blog als Gastbeitrag teilt – oder auch euer Umfeld befragt. Wie nutzen unsere Väter und Mütter oder vielleicht auch Großväter und Großmütter das Netz? Was bedeutet das Internet für unsere Kinder in einem friedlichen Europa?
Das nächste Wiener stARTcamp am 2. Juli, ein Barcamp für die Gestalter_innen des digitalen kulturellen Raumes, wird sich dem Gap widmen, den die Digitalisierung aufgerissen hat: Wie können wir Inhalte für ein Publikum schaffen, das in seinen Skills und seinen Erwartungen nicht heterogener sein könnte? Welche Auswirkungen hat der unterschiedliche Verlauf der Digitalisierung auf die Kulturinstitutionen? Was bedeutet das für die Personalentwicklung, für die Kunstvermittlung, für die Kommunikations- und Marketingabteilung? Müssen wir nicht versuchen alle an einen Tisch bekommen? Wie kann das gelingen? Und wie finden wir dafür eine gemeinsame Sprache?
Diese Fragen werden wir auf Basis eurer Netzbiografien beim stARTcamp diskutieren und in den Sessions Beispiele sammeln, wo Digitalisierung in Teilbereichen schon geglückt – oder misslungen ist.
Wir freuen uns auf eure Geschichten und Träume, die euren Weg ins Netz geformt haben. Schickt sie uns per Mail kontakt@kulturfritzen.de oder markiert sie im Social Web mit dem Hashtag #MeinWegInsNetz.
Und: diskutiert mit uns: gern auf unseren Social Media Kanälen und gern vor Ort in Wien, am sechsten Wiener stARTcamp. Tickets gibts noch hier.
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Hier findet ihr #MeinWegInsNetz-Geschichten auf Twitter
Blogbeiträge zu #MeinWegInsNetz:
Rainer Glaap: 1984 – Meine erste Stelle in der IT-Branche
Christian Gries: Once Upon A Time. Zwischen Kittler, Beltracchi und der Kugelschreibermaschine
Damian Kaufmann: Mein Weg ins Netz
Mikel Bower: Ach zwanzig Jahre, echt?
Ute Vogel: Mein Weg ins Netz
Hans-Jürgen Schatz: Man darf vom Netz keine Wunder erwarten
Christian Henner-Fehr: Über die Anfänge meiner Netzbiografie
Anke von Heyl: Wie mir das mit dem Internet passiert ist
Martin Adam: 1979 ff.
Andrea Hahn: 20 Jahre im Netz unterwegs
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