5 Gründe für Kultur im Netz und 1 Liebesgeschichte

von Anne Aschenbrenner //

Dieser Beitrag entstand
im Rahmen einer Beratertätigkeit
für die digitale Bibliothek Europeana.
This article contains advertising
for the digital library Europeana.

Ich liebe das Internet und ich liebe Kultur. Beides berührt mich, beides macht mich manchmal froh. Wohin ich auch reise: das sind die beiden Konstanten, die mich begleiten.

I love the Internet and I love culture. Both touch me, both make me happy sometimes. Wherever I travel: these are the two constants that accompany me.
(For the English Version please scroll down.)

Beide begegnen Vorurteilen: zu banal das eine, zu sperrig das andere. Dem einen wird fehlende Authentizität vorgeworfen, das andere wird als Gegenwelt zum Digitalen beschworen. Kunst und Netz, das ist oft schwierig. Aber es müsste gar nicht schwierig sein: 5 Gründe für Kultur im Netz – und 1 Liebesgeschichte.

Aber zuerst: Hier klicken, Augen schließen, zuhören.

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Abb. 1: Ausstellungsplakat Secession

  1. Das Netz ist nicht nur Verkaufs- und Werbeplattform – es bringt neue Formen der Kreativität hervor und erzählt Geschichten in den sozialen Netzwerken, an denen Millionen Menschen teilhaben können. Kultur im Netz ist nicht nur Sammeln und Konservieren, sondern ein Fortschreiben von Kulturgeschichte.
  2. Wir brauchen Diskurs. In Zeiten aufgeheizter politischer Debatten, wäre es schön, wenn sich plötzlich die Kultur zu Wort meldet, Festgefahrenes zerstreut, neue Debatten anstößt, andere Wege geht. Wenn jedes dritte Posting in meiner Timeline ein Kunstwerk ist – wäre das nicht was?
  3. Schauen wir auf das Gemeinsame, nicht auf das Trennende: wir haben ein gemeinsames kulturelles europäisches Erbe. Wir können es in seiner ganzen Vielfalt sichtbar(er) machen, das Netz als zusätzlichen Raum nutzen. Die unmögliche Aufgabe, alle Schätze, die in Museen, Archiven, Bibliotheken, Theatern schlummern, wird durch die digitale Ergänzung möglich.
  4. Kultur ist Handeln: Es hat mit Entdecken zu tun. Mit Lernen und Recherchieren. Mit Nutzen und Teilen. Das Internet ermöglicht kulturelle Nachhaltigkeit.
  5. Kultur formt Gesellschaft – auch im Netz. Und wir müssen die Entscheidung, wie unser kulturelles Gedächtnis auszusehen hat, nicht Konzernen überlassen.

Wir haben nur dieses eine InternetWie Anke schon in ihrem Blogpost schreibt und meine liebe Frau Vogel einmal im Radio gesagt hat: „Das Internet ist, was wir draus machen.“ Ein nicht unwesentlich großer Teil des kulturellen Erbes ist längst digitalisiert. Nutzen wir es.

Ich habe die zugegeben schlichte Vorstellung, dass jeder und jede, die über diesen Blogpost stolpert, zu den Europeana Collections klickt, sich ein Werk aussucht – es gibt so unendlich viel zu entdecken – und es auf seinem Facebook-Account, seiner Twitter-Wall postet mit der Aufforderung, andere mögen es ihm gleich tun. Wie viel Kultur könnte da an einem Tag durchs Internet rauschen!

Europeana GIFs - Find & Share on GIPHY

Und die Liebesgeschichte? Die Liebesgeschichte ist wie so oft der Anfang von allem. Auch von dieser europäischen Geschichte, deren Teil ich werden durfte und die mit einem Mann in den besten Jahren seinen Anfang nahm: P.

P. liebt Malereien. Besonders die skandinavischen, die zwischen 1850 und 1920 entstandenen. Im Internet schaute er sich um, in den sozialen Netzwerken. Er war interessiert. Er bemerkte: Da gibt es Gleichgesinnte. Menschen, die wie er die Kunst lieben. Die davon im Netz erzählen. Manche davon twittern, manche betreiben Blogs, manche betreiben Podcasts. Er begann, ihren Geschichten zu folgen. In seiner kleinen Stadt, von einem kleinen Tischchen aus, reiste er durch Netz und Epochen, in Städte. Und er trifft E. Und er verliebt sich ein bisschen. Sie haben viel gemeinsam: diese Liebe zur Kunst etwa und die Nähe zum Netz. Sie begegnen einander, sie werden Bekannte, ich möchte sogar sagen, sie werden Freunde… – P., so sage ich einmal, P. liebt fast alles, was E. tut. Aber irgendwie ist ihm das alles nicht genug. Er möchte sie alle an einen Tisch bringen, E. und „seine Blogger“. Die Kunst und das Netz. Und er schmiedet einen Plan…

P. – manche werden es vielleicht schon erraten haben – P., das ist Peter Soemers, ein Mann in den besten Jahren mit leidenschaftlichem Hang zur Kunst.

Und E., wie soll ich sagen, E., das ist Europeana, „eine virtuelle Bibliothek, die einer breiten Öffentlichkeit das wissenschaftliche und kulturelle Erbe Europas von der Vor- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart in Form von Bild-, Text-, Ton- und Video-Dateien zugänglich machen soll“, so unromantisch steht das bei Wikipedia.

Was Wikipedia nicht sagt: hinter Europeana stecken echte Menschen. Menschen, die lieben, was sie tun, die Dinge bewegen möchten, denen die europäische Kultur am Herzen liegt. Diese Menschen, allen voran die Geschäftsführerin Jill Cousins, haben uns, die Kunsthistorikerin und Museumspädagogin Anke von Heyl, den Historiker Moritz Hoffmann und mich nach Den Haag eingeladen, um gemeinsam über Kultur und Netz nachzudenken: Wie kann man Internet-Nutzern Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Europas zu ermöglichen?

Über den Sommer haben wir das Trusted Blogger Programm entwickelt, das probeweise im deutschen Sprachraum startet. Bloggerinnen und Blogger sind eingeladen, Teil eines Netzwerks zu werden, das von Europeana gesammelte europäische kulturelle Erbe für sich nutzbar zu machen – als Recherche, als Bild- oder Tonmaterial, zur Illustration oder als Ausgangspunkt für Kreatives.

Alle Geschichten, die sich um Kunst und Kultur drehen, und alle, die mit dem Netz zu tun haben, stehen und fallen mit den Peters dieser Welt. Ich bedanke mich für die Möglichkeit, mitgestalten zu dürfen. Und ich freue mich, wenn ihr sie auch nutzt.

How to become a Trusted Blogger

Das Beitragsbild zeigt den Strand von Scheveningen. An Den Haags Küste habe ich wundervolle Stunden verbracht und unglaublich gut gegessen. Danke, lieber Peter, für diese Einladung. An kalten Winterabenden werde ich froh sein, diese Erinnerungen auszupacken…

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I love the Internet and I love culture. Both touch me, both make me happy sometimes. Wherever I travel: these are the two constants that accompany me.

https://giphy.com/gifs/europeana-happy-ZKHHkPX8TnHyw65665

Both counter prejudices: too banal one, too bulky the other. Some are accused of a lack of authenticity, while others are conjured up as the counter world to the digital. Art and the net, that is often difficult. But it wouldn’t have to be difficult at all: 5 reasons for culture on the net – and 1 love story:

But first click here, close your eyes, listen.

  1. The internet is not only a sales and advertising platform – it creates new forms of creativity and tells stories in the social networks in which millions of people can participate. Culture on the net is not only a matter of collecting and preserving, but also a continuation of cultural history.
  2. We need discourse. In times of heated political debates, it would be nice if culture were suddenly to speak out, the stuck things were dispersed, new debates were to be started and other paths were to be pursued. If every third post in my timeline is a work of art – it would be great!
  3. Let us look at the common, not the dividing line: we have a common European cultural heritage. We can make it visible in all its diversity, using the net as an additional space. The impossible task of finding all the treasures that are hidden in museums, archives, libraries and theatres is made possible by digital completion.
  4. Culture is action: it has to do with discovery. With learning and research. With benefits and sharing. The Internet makes cultural sustainability possible.
  5. Culture forms society – also on the net. And we don’t have to leave the decision as to what our cultural memory should look like to corporations.

We only have this one Internet. As Anke already writes in her blog post and my dear wife Vogel once said on the radio:“The internet is what we make of it. A not inconsiderably large part of the cultural heritage has long since been digitised. Let’s use it.

I have the admittedly simple notion that everyone who stumbles across this blog post clicks on europeana. eu, picks out a work – there is so much to discover – and posts on his Facebook account, his Twitter wall with the request that others like him. How much culture could be roaring through the Internet in one day!

And the love story? The love story is the beginning of everything, as it is so often. Also of this, European history, which I was allowed to become part of and which started with a man in the best years: P.

P. loves paintings. Especially the Scandinavian ones, which were created between 1850-1920. On the Internet he looked around, in the social networks. He was interested. He remarked:“There are like-minded people there. People who, like him, love art. Who tell about it on the net. Some of them twitter, some run blogs, some run podcasts. He began to follow their stories. In his small town, from a small table, he traveled through the net and epochs, to cities. And he meets E. And he falls in love a little bit. They have a lot in common: this love for art and the proximity to the net. They meet each other, they become acquaintances, I would even like to say that they become friends… – P., so I say, P. loves almost everything E. does. But somehow it’s not enough for him. He wants to bring them all together, E. and „his bloggers“. Art and the Net. And he’s making a plan…

P. – some may have guessed it – P., this is Peter Soemers, a man in the best years with a passionate penchant for art.

And E., how can I put it, E., this is Europeana, „a virtual library that aims to make Europe’s scientific and cultural heritage accessible to the general public from prehistory and early history to the present day in the form of image, text, sound and video files“, that’s what Wikipedia says so unromantic.

What Wikipedia doesn’t say: Europeana is made up of real people. People who love what they do, who want to get things moving that are concerned about European culture. These people, above all the managing director Jill Cousins, invited us, the art historian and museum educator Anke von Heyl, the historian Moritz Hoffmann and myself to Den Haag to think about culture and the Internet: how can we give Internet users access to Europe’s cultural and scientific heritage?

Over the summer we developed the Trusted Blogger program, which starts as a trial in the German-speaking area. Bloggers are invited to become part of a network that will use Europeana’s European cultural heritage as a source of research, visual or audio material, illustration or creative inspiration.

How to become a Trusted Blogger

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Bildmaterial:

Headerbild: (en) The Beach at Scheveningen; (nl) Het strand van Scheveningen Rijksmuseum.

Abb. 1 Secession: V. Kunstausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs – Lithographische Anstalt Albert Berger; Moser, Koloman. Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

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4 Antworten zu “5 Gründe für Kultur im Netz und 1 Liebesgeschichte

  1. Ganz herzlichen Dank, liebe Anne, sehr schön und treffend formuliert! Es ist schon eine ‚Liebesgeschichte‘!
    Diese Liebe sollte nicht blind machen, sondern immer wieder einen Ansporn darstellen um herauszufinden, wie Kultur (mit oder ohne Vermittlung durch Europeana) noch mehr Menschen ein wenig glücklicher machen könnte. Bestimmt können ‚meine Blogger‘ (ja, auch eine Liebesgeschichte) da sehr viel Gutes tun!
    Über das menschliche Gesicht von Europeana habe ich im vergangenem Jahr einmal geblogt: https://www.tanjapraske.de/wissen/lehre/europeana-projekt-europeana1914/

    Liebe Grüsse und viel Spass mit Europeana, auch wenn das Urheberrecht uns vieles aus dem 20. Jahrhundert immer noch vorenthält!

    Like

  2. Pingback: Europeana Blog:site sur les arts – sourceserlande·

  3. Pingback: 5 Jahre doppelte #KulturfritzenPower: Was wir lieben und was Ihr davon habt | Die Kulturfritzen·

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