von Anne Aschenbrenner //

Foto (c) Lena Fuchs
Einige neue und einige altbekannte Gesichter gab es beim #smskultur im Mai, dem Wiener Social-Media-Stammtisch, der – wie schon Gewohnheit – im Besprechungsraum von Rosebud.Inc. / Collector Agenda / Verlag für moderne Kunst in der Salmgasse stattfand. Zum ersten Mal gab es im Vorfeld so viele Zusagen, dass wir uns Gedanken zur Organisation machten: Ein loses unmoderiertes Diskutieren ist in einer Gruppe ab 15 Leuten schon fast nicht mehr möglich, ohne dass zu viele Seitengassen aufgemacht werden und vor allem so, dass auch jede_r zu Wort kommt. Schließlich haben wir uns entschieden, den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Bei der Vorstellungsrunde – wir nennen jeweils Namen und unser brennendes Social-Media-Thema – hat es sich schon gezeigt, dass es schwierig ist, nicht gleich jedes Problem auszudiskutieren, sondern zuerst einmal zu bündeln. Ganz ohne moderierenden „Klassensprecher“ geht das nicht. Aus der ersten Runde haben sich grob mehrere Themenkreise ergeben. Da sich einige überschnitten, haben wir zwei Gruppen gebildet, die die Themen für sich durchdiskutiert haben. Ein Bündeln und Austauschen der beiden Gruppen am Ende wäre schön gewesen – hat aber nicht stattgefunden. Die Gruppen haben sich zwar am Ende durchgemischt – schließlich kennt man sich auch schon privat – aber einen inhaltlichen Roten-Faden-Tausch gab es nicht. Ist es zu „startcampy“ wenn man da Struktur reinbringt? Wie organisieren sich andere Kulturstammtische? Ich würde mich über Eure Erfahrungen sehr freuen.
Welche Themenkreise wurden in der Mai-Ausgabe des #smskultur besprochen? Bei der Eröffnungsrunde wurden als „brennende Themen“ Social Media Policy, Monetarisierungsstrategien, Contentstrategien, Snapchat, Google Analytics, Customer Journey und digitaler Erlebnisraum genannt.
Content, Customer Journey, digitaler Erlebnisraum
Auffällig viele Kolleg_innen klagten über Contentmangel. In der Tat ist in der Wiener bzw. niederösterreichischen Museumsszene derzeit ein Umbruch zu spüren. Einige Häuser sperren wegen Renovierung oder Umbau vorübergehend zu, einige Häuser sperren erst auf – sollen aber schon ein nicht vorhandenes Publikum bespielen. Die kreativen Ansätze aus dem linken Ärmel zu schütteln, ist im stressigen Alltag (noch immer sind Österreichs Social-Media-Arbeiter_innen vorwiegend auch mit anderen Aufgaben der Kommunikaitonsabteilungen beschäftigt) nicht immer leicht. Serien zu entwickeln hat sich immer als guter Rat bewährt – für kreative Impulse dazu haben wir glücklicherweise den #smskultur. Eine Kollegin ist mit einer Ausstellung zu einer Künstlerin betraut und kämpft mit den Bildrechten. Digital zu arbeiten ohne Bild – da bleibt eigentlich nur Podcast übrig. Aber wer produziert das, wenn es an finanziellen Ressourcen mangelt und die Social-Media-Beauftragte, die nebenher noch die Ausstellung organisiert und für Sonstiges zuständig ist, nicht zufällig auch noch Podcasterin ist? Niemand. Während anderswo also an digitalen Neubauten gebastelt wird, beißt sich der Wiener Content noch selbst in den Schwanz.
Die Wiener Social-Media-Probleme sind also nicht neu, aber immer noch aktuell:
Snapchat und Google Analytics
Mit den Themen Snapchat und Google Analytics waren wir allerdings rasch fertig: das eine (Snapchat) ist spannend, bietet viele Möglichkeiten, aber verwendet kaum wer, das andere (Google Analytics) ist notwendig, verwendet aber komischerweise auch kaum wer.
Wobei man sagen kann, dass zumindest drei Wiener Kultureinrichtungen mittlerweile einen Snap-Account haben: die Wiener Festwochen, das Kurzfilm Festival Vienna Shorts und das Leopold Museum. Wie gut und spannend die Storys da sind, möge jede_r für sich entscheiden.
Social Media Policy
Neu bei #smskultur war auch ein Wiener Theaterhaus (Ich hab es mir zum Prinzip gemacht, in den Nachlesen keine Namen zu nennen, in dem Fall ist es aber in der Tat leicht herauszufinden, und das finde ich auch in Ordnung so, weil: Chapeau, was hier alles be- und durchdacht wird), das nach einer ersten Saison in neuem Team Bilanz zieht und Abläufe zu verfeinern versucht. Dazu gehört auch eine Vereinbarung, wer wann was wie postet. Diese Vereinbarung gibt es übrigens an kaum einer Wiener Kulturinstitution, vielmehr gilt, wie es eine Kollegin auf den Punkt brachte: „Wer eine Idee hat, postet.“
#tn16
Auch Bloggerrelations und #TheaterImNetz waren ein kleiner Themenpunkt. Ich habe von der Konferenz in Berlin berichtet und das Modell World Café vorgestellt, das sich gut bewährt hat. Das World Café soll übrigens auch beim nächsten Wiener stARTcamp zur Anwendung kommen. Und: einen Ort dafür haben wir auch schon gefunden. Aber psst!, ich verrate noch nichts.
Monetarisierungsstrategien
Dieses Thema ist definitiv noch nicht ausdiskutiert und ich würde es sehr gerne in den Juni-Termin mitnehmen. Monetarisierung bezieht sich in dem Fall nicht nur auf die knappen Ressourcen, die die Kulturinstitutionen ihren Mitarbeiter_innen zu Verfügung stellen (Wer hat schon Budget für Social Media?), sondern auch auf die Existenzgrundlage von Kolleg_innen selbst, wie wir es auch schon im letzten #smskultur angesprochen haben. Viele im Kulturbereich müssen von mehreren Jobs leben, Vollzeitstellen sind selten, offene Stellen werden oft nur der Form halber ausgeschrieben und dann intern besetzt, die Bezahlung steht oft in keinem Verhältnis zu den Anforderungen, die man mitbringen soll. Einige Kolleg_innen überlegen daher den Schritt in die Selbständigkeit – und/oder ganz den Kulturbereich zu verlassen. Wieviel Wissen, wieviel Erfahrung, wie viele engagierte Menschen da der Wiener Kultur verloren gehen! Ob das schon mal jemand bedacht hat? Aber:
Gleichzeitig twittern und reden haben wir übrigens auch noch nicht geschafft:
Immer langsam mit den alten Pferden: Kommt Zeit, kommt Struktur.
Der dezente Hinweis in der April-Nachlese zum letzten Wiener #smskultur hat sich übrigens gelohnt: Auch dieses Mal sind wieder genug Wein und Snacks mitgebracht worden. Danke dafür! ❤
Der Termin für den letzten #smskultur vor der Sommerpause steht auch schon fest: 14. Juni 2016, 18.30 Uhr. Themenwünsche? Her damit! 😉
//
Pingback: #smskultur – Die September-Nachlese |·