#smskultur – Die April-Nachlese

Foto_Michael_Wuerges_smskultur

Foto (c) Michael Wuerges

Alle vier bis sechs Wochen treffen sich in Wien Social-Media-Arbeiter_innen aus dem Kulturbereich zum Austausch. Gegründet als Folge des Wiener stARTcamps 2014 im Essl Museum findet dieses Treffen nach Anlaufschwierigkeiten mittlerweile regelmäßig statt und wird gut besucht. Es gibt einen Kern, der immer gleich ist, und es gibt Leute, die unregelmäßig dabei sind. So ergibt sich mal ein persönlicheres, mal ein professionelles Miteinander. Mittlerweile hat sich der Besprechungsraum von Rosebud.Inc. / Collector Agenda / Verlag für moderne Kunst in der Salmgasse als Ort etabliert und bewährt. Was besonders nett ist: es hat sich ein stilles Abkommen ergeben – dass mal der, mal die – eine Flasche Wein beisteuert, ein Sackerl Chips, ein bisserl Schokolade. Da ist es umso gemütlicher.

Diesen #smskultur (Social-Media-Stammtisch Kultur) möchte ich bei den Kulturfritzen nun auch regelmäßig verbloggen – als Nachlese, für jene die den Termin versäumt haben, aber auch um Diskussionen ins Netz zu tragen.

Für die kleinere Runde am 12. April 2016 – viele Kolleg_innen waren bei Ausstellungseröffnungen in ihren Häusern im Einsatz – hatten wir das Thema Tools vereinbart. Aufgrund aktueller Ereignisse – in der Vorwoche wurde die Schließung des Essl Museums bekannt, außerdem ging im April auch die Museumsweek über die digitalen Bühnen – haben wir die Agenda kurzerhand erweitert.


Wenn Museen schließen

Mit Juli wird das Essl Museum den Ausstellungsbetrieb einstellen. Dies reißt nicht nur ein Loch in die österreichische Museumslandschaft, sondern bedeutet auch den Verlust des Arbeitsplatzes für 36 Kolleg_innen. Im Zuge der Diskussion (Was passiert eigentlich mit dem „digitalen Nachlass“ eines Museums?) kam die Sprache auch auf das Kulturprekariat. Nicht wenige Kolleg_innen haben zwar eine nette Auftragslage, die sie über die Woche hin auslastet, und können trotzdem davon nicht leben. Andere wieder arbeiten in ihrem Job für drei, fühlen sich unter Druck und gönnen sich, im Bangen um die bevorstehende Vertragsverlängerung, kaum Pause. Working Poor und Arbeitslosigkeit im Kulturbereich sind Themen, über die man allgemein lieber schweigt. Social Media aber, wie ein Freund zu sagen pflegt, bedeutet auch, aufeinander zu schauen. Es ist schön, dass sich der Social Media Stammtisch in Wien auch so entwickelt hat, dass diese Dinge an- und Mut zugesprochen werden kann.

Zum Kulturprekariat gibt es hier noch eine Lektüreempfehlung.


MuseumWeek und AskACurator

Reflektiert haben wir beim #smskultur auch die #MuseumWeek, die von 28. März bis 3. April stattgefunden hat: Abgesehen davon, dass die ausgerufenen Hashtags dieselben wie im Vorjahr waren, haben wir festgestellt: Interaktion mit der Zielgruppe Publikum kam kaum zustande, in erster Linie interagierten dieselben Influencer, oft Kunsthistoriker_innen, wie in der täglichen Filterblase. Die MuseumWeek, so Fazit einer Kollegin, ist vor allem eine Selbstbeweihräucherung der Häuser. Schad irgendwie, oder? Auch #AskACurator ist bei vielen von uns ähnlich angekommen. Die Interaktion mit dem Publikum scheint in der Social Media Arbeit eine der größten Herausforderungen.

 
Tools in der täglichen Arbeit

Das Thema des Abends, Tools in der alltäglichen Social-Media-Arbeit, haben wir freilich auch diskutiert. Viele Kolleg_innen sind allein für die digitale Arbeit in ihrem Haus verantwortlich, oft neben anderen Aufgaben, die sie zu bewältigen haben. Organisation und Effizienz ist daher doppelt wichtig. Gute Erfahrungen haben Kolleg_innen lediglich mit Hootsuite gemacht. Die kostenfreie Version erlaubt einiges, ist aber am Ende unbefriedigend: Entscheidendes, wie eine fundierte Analyse, funktioniert nur mit der Premium-Version, dem „Pro Account“. Dieses Geld können bzw. dürfen in Wien nicht alle Häuser ausgeben. Hootsuite wird vorwiegend dazu verwendet, um Twitter im Auge zu behalten – es lassen sich damit aber sämtliche Social-Media-Kanäle betreuen. Außerdem ist es möglich, vorzuprogrammieren – was eine optimalere Verteilung über den Monat hinweg ermöglicht. Gepaart mit der Account-Analyse kann man Beiträge gezielt streuen und nachbessern. Der Nachteil von vorprogrammierten Posts ist, wie sich dieser Tage wieder gezeigt hat, das manches nicht vorhergesehen werden kann: Vermutlich nicht nur Wiener Museen haben in den furchtbaren Stunden der Anschläge in Brüssel ein automatisiertes Happy-Weekend-Posting in die Social Networks geschickt.

2016-04-12 19.56.11Dass der #smskultur in diesem Monat (wieder) sehr museumslastig war, ist schade. Stärker als im Museumsbereich muss man die Kolleg_innen der Theaterhäuser immer wieder zum Vernetzen einladen. „Theater & Netz“ und das Bloggercafé der Kulturfritzen sollen dazu beitragen, auch innerhalb der Theaterszene ein Netzwerk aufzubauen. Der nächste #smskultur wird am 17. Mai 2016 stattfinden. Fühlt euch alle dazu herzlich eingeladen!

// (Anne Aschenbrenner)

Werbung

Eine Antwort zu “#smskultur – Die April-Nachlese

  1. Pingback: #smskultur – die Mai-Nachlese |·

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s