Heute ist schon wieder Freitag und somit Zeit für die wöchentliche Filterblasen-Rückschau. Momentan dominieren drei Blogparaden die Kulturfritzen-Timeline, allen voran die unsere, #TheaterimNetz, aber auch im Themenumfeld von #Selfierade und #BesucherMacht wird derzeit rege auf Twitter diskutiert.
Hinzu kommt eine neue Rubrik: Instagramer_in der Woche. Aus guten Gründen und weil ich Instagram sehr mag und dort einfach viele tolle, schöne, konsequente, interessante und/oder wertvolle Accounts entdeckt habe, die ich nach und nach vorstellen möchte, denn durch Betrachten allein kann man ja so unglaublich viel lernen.
#TheaterimNetz
Unsere Blogparade #TheaterimNetz wurde vor genau einer Woche gestartet, ich freue mich, dass über das Thema so viel diskutiert wird, es macht Spaß mitzulesen, mit- und vor allem weiterzudenken.
In der kurzen Zeit sind bereits drei exklusive Beiträge für die Blogparade entstanden. Nach Michael Sommers Beitrag über die Möglichkeiten des Livestreamings am Theater, folgte eine Lawine aus unzähligen Gedanken, wilden Visionen und konkreten Vorschlägen von Mikel Bower: Lasset uns das Theater benetzen!, so seine Forderung, die auf Twitter für regen Zuspruch sorgte:
Allen Theater, freien Spielstätten, Theatergruppen und -macher_innen sei der Text wärmstens empfohlen, pickt Euch was raus, probiert aus und berichtet uns über Eure Erfahrungen!
Angelika Schoder hat sich zusammen mit Philipp Krechlak das Social-Media-Konzept der Elbphilharmonie angesehen, es ist der dritte Beitrag zur Blogparade. Angelika verweist darauf, dass sowohl die Musikszene als auch die Theaterwelt vor allem auf Facebook setzen und das Potential der anderen Plattformen nicht erkennen oder nicht erkennen wollen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch eine kleine Studie von Axel Kopp, der bei Facebook die Reaktionsgeschwindigkeit der deutschen Stadttheater mal abgeklopft hat. Fazit: Facebook ist als Teil des Besucherservices nicht zu unterschätzen.
#ichbinhier | #iamhere | #selfierade
In der Kunsthalle Karlsruhe ist noch bis Ende Januar die Ausstellung Ich bin hier – Von Rembrandt zum Selfie zu sehen, die von einem umfangreichen Programm begleitet wird. Neben einer erfolgreich angelaufenen Blogparade mit vielen interessanten Beiträgen und einem Tweetup vor zwei Wochen fand vorgestern eine Podiumsdiskussion statt, die sich mit Selfie, Emojis und der Verwendung von Bildern in den sozialen Netzwerken beschäftigte. Ein kompaktes Resümee steht noch aus (es kommt doch hoffentlich noch?), ich verweise vorerst auf das Storify von Anke von Heyl. Es wird deutlich, dass viele Themen im Raum stehen, diskutiert und vor allem ausprobiert werden müssen.
#BesucherMacht
Auch das Marta Herford hat zu einer Blogparade aufgerufen. #BesucherMacht heißt sie, Partizipation ist das Thema. Auch hier sind schon einige Texte eingegangen (ich habe noch nicht alle gelesen), zwei (von denen, die ich gelesen habe) möchte ich erwähnen: Anke von Heyls Stichwort Partizipation und Peter Soemers‘ Partizipation: Vom Museumsbesucher zum Macher?. Sie in ein oder zwei Sätzen zusammenzufassen, würde ihnen nur schwer gerecht werden. Wichtig ist beiden, dass sich Museumsleute auf die Besucher zubewegen, dass Interaktion zugelassen wird. Zwei schöne Beispiele aus den Niederlanden stellt Peter hier vor.
Instagramer_in der Woche
Tanja Praske hat diese Woche auf ihrem Facebook-Profil einige Artikel über Instagram gepostet und dort eine rege Diskussion angestoßen. Bei allem Für und Wider, das dort nachzulesen ist, Fakt ist: Instagram ist zur Zeit die Social-Media-Plattform mit dem meisten Zulauf. Zunehmend wird auch im Kulturbereich verstärkt damit herumexperimentiert, Anika Meier räumt Snapshat und Instagram weitaus mehr Wirkungsmacht ein als Blogs oder Twitter:
„Aber ist es nicht so, dass Instagram und Snapchat ganz andere Reichweiten haben als Blogs? Und ein ganz anderes Publikum ansprechen und neugierig machen als Blogs, die den Kultursektor bedienen? Oder auch im Vergleich zu Twitter? Museen arbeiten mit Bildern, Instagram ist ein bildbasiertes Medium. Wieso also nicht mal das ausprobieren, statt eine Blogparade nach der anderen aufmarschieren zu lassen?“
Ich mag ja Blogparaden und all das, was Anika Meier für überholt hält, sehr, kann aber auch die Sehnsucht (um es nicht Forderung zu nennen) verstehen, dass der Kulturbereich, gerade der der bildenden Kunst, sich auch mal in Bildern und nicht in Texten ausprobiert.
Instagram find ich super, experimentiere dort privat herum, die Kulturfritzen haben auch einen Account (siehe rechts), habe aber auch für den Querverlag einen Account angelegt und mit der #quer20_challenge dort eine Fotoaktion laufen gehabt. Ich erinnere mich an den #Canaletto-Instawalk als Begleit-Event zur Sonderschau in der Alten Pinakothek oder an die #MonetMoment-Fotoaktion des Staedel. Das waren alles schöne Projekte und vielleicht hat Anika Meier genau so etwas im Sinn. Vielleicht denkt sie aber auch an größere Würfe? Sie hat zahlreiche lesenswerte Artikel über Instagram-Phänomene verfasst, z.B. für diese hier für das Monopol Magazin oder diese auf ihrem Blog. Die Reichweite, zumindest der letztgenannten Artikel, sei im Gegensatz zu der, die sie auf Instagram erreicht, wesentlich geringer. Nun hat Anika Meier aber auch 19.100 Follower, da lässt sich über Reichweite leicht reden. Von solchen Followerzahlen können deutsche Kultureinrichtungen nur träumen, die wenigsten haben mehr als ein Viertel vorzuweisen, die meisten der wenigen, die vertreten sind, befinden sich im dreistelligen Bereich. Es scheint wesentlich schwerer, bei Instagram Nutzer an sich zu binden als anderswo, obwohl Fotos ja eigentlich eine internationale Sprache sprechen. Sind es also mangelnde Konzepte? Sind die Accounts nicht konsequent genug aufgestellt in Motivwahl, Farbwahl, Regelmäßigkeit und/oder Zeitaufwand? Instagram, das ist bekannt, verschlingt wesentlich mehr Zeit als andere soziale Netzwerke: Man muss permanent liken, kommentieren, folgen und zurückfolgen. Ich kann mir vorstellen, dass keine Kultureinrichtung dafür Ressourcen zur Verfügung stellen mag, schon gar nicht, wenn sie sich sonst in der Social-Media-Betreuung nicht willig aufstellt.
Über Instagram möchte ich gern weiter nachdenken, jetzt empfehle ich aber Anika Meier, von der so viel die Rede war, erst einmal als Instagramerin der Woche. Ich mag den Gesamtauftritt des Instagram-Profils sehr.
Es folgen drei eingebettete Fotos für den ersten Eindruck, mehr als 2.000 weitere, die sie in den letzten fünf Jahren gepostet hat, findet ihr hier.
Fünf Jahre also – das ist selbst für Kultureinrichtungen eine lange Zeit. Vielleicht ist es also noch ein bisschen zu früh, um über die Wirkungsmacht von Instagram im deutschen Kulturbereich zu reden, aber es ist vermutlich jetzt der Zeitpunkt, um über adäquate Konzepte nachzudenken, damit es in vier oder fünf Jahren dann soweit sein kann?
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